Aktueller Stand des Projekts „Weiterführende Untersuchungen zur Problematik in der Landentenzucht“

Seit dem 01.03.2020 bearbeitet Frau Saskia Neukirchen im Rahmen ihrer Doktorarbeit das Projekt „Weiterführende Untersuchungen zur Problematik in der Landentenzucht“, das sich mit den hirn- und schädelmorphologischen Besonderheiten bei der Rasse „Landenten mit und ohne Haube“ beschäftigt. Tiere dieser Rasse können potentiell Fettansammlungen im Schädel bilden. Diese sogenannten intrakraniellen Fettkörper können je nach Größe und Lage umliegende Gehirnstrukturen beeinflussen und im Extremfall zu Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere bei der Koordination von Bewegungsabläufen, führen. Bereits in den Anfängen des WGH wurde an der Problematik in der Landentenzucht geforscht. So wurde im Jahr 2006 der von Frau Dr. Julia Mehlhorn (geb. Cnotka) entwickelte „Umdrehtest“ vorgestellt, der die Diagnose problematisch großer Fettkörper anhand eines einfachen Verhaltenstests ermöglichte und schließlich im Jahr 2011 in die Satzung des BDRG als verpflichtende Maßnahme in der Landentenzucht aufgenommen wurde.

Frau Neukirchen konnte in ihrer 2019 durchgeführten Masterarbeit[1] die Funktionalität des Umdrehtests bestätigen. Dennoch konnten beim überwiegenden Teil der untersuchten Landentenpopulation (92,5 %) intrakranielle Fettkörper nachgewiesen werden. Hiervon besaßen rund 20 % der untersuchten Tiere große bis sehr große Fettkörper. Die „typischen“, in der Literatur beschriebenen motorischen Störungen konnten jedoch nur bei rund 4 % der adulten Landenten (3 von 71 Tieren) und dann auch nur in sehr leichtem Ausmaß, z.B. kurzes Schwanken und Abstützen mit dem Flügel, beobachtet werden. Weitere Pathologien, wie Hydrocephalus (Wasserkopf; gestörter Abfluss des Hirnwassers und dadurch Ansammlung im Schädel) oder Encephalocele (durch Schädeldefekte verursachte Ausstülpungen von Hirngewebe) wurden ebenfalls häufig vorgefunden.

Die weitgehende Abwesenheit motorischer Störungen wirft nun die Fragen auf, inwieweit andere Hirnregionen und neuronale Funktionen von größeren Fettkörpern, Pathologien wie einem Hydrocephalus und anderen neuronalen Veränderungen beeinflusst werden und ob schlichtweg andere, bisher nicht beschriebene Dysfunktionen entstehen könnten. Diesen und anderen Fragen zur Entstehung und Auswirkung intrakranieller Fettkörper auf das lebende Tier möchte sich Frau Neukirchen in ihrer Doktorarbeit widmen. Ziel ist es, die Problematik rund um die hirnmorphologischen Besonderheiten der Landente besser verstehen zu können und anhand der gewonnenen Erkenntnisse weitere diagnostische Verhaltenstests zur Verbesserung des Zuchtmanagements in der Landentenzucht zu erarbeiten.

Die Betreuung der Doktorarbeit übernehmen Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum (Institut für Tierwissenschaften, Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) und Frau PD Dr. Julia Mehlhorn (Institut für Anatomie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf). Besonderer Dank gilt dem Verein zur Förderung junger Wissenschaftler/-innen in der Rassegeflügel-Forschung e.V. (JUWIRA), der die Untersuchungen zur Problematik in der Landentenzucht stets unterstützte.

Aktuell werden die Zuchttiere aus diesem Jahr, die Nachzucht 2019, etwa ein Jahr nach der ersten Untersuchung im Jahr 2019 erneut im MRT untersucht. Nach Abschluss werden die zuchttauglichen Tiere der Nachzucht 2020 ebenfalls im MRT untersucht werden. Die Ergebnisse dienen der Zusammenstellung der Zuchtpopulation 2021. Die hirnmorphologische Untersuchung der nicht-zuchttauglichen Tiere der Nachzucht 2020 ist fast abgeschlossen, die Auswertung dauert an. Darüber hinaus wird bereits an der Entwicklung geeigneter Verhaltenstests gearbeitet.

[1] „Intracranial Fat Bodies in Crested Ducks (Anas platyrhynchos f. d.) – An insight into the Status Quo of the German Crested Duck Population Concerning Behavioural and Neuro-Morphological Aspects“, Institut für Zoologie, Department Biologie, Math.-Nat.-Fak. Universität zu Köln

Kommentare sind deaktiviert